Zuhause bei den Iban – Backpacking Borneo Tag 5
Wer sind die Iban Krieger?
[pullquote]Haben Iban-Männer verschnörkelte Linien auf dem Handrücken, dann zeigt dies, dass sie schon einmal jemanden getötet und einen Kopf abgetrennt haben.[/pullquote]
Fast 30 % der Bevölkerung in Sawarak geht auf die Iban zurück (siehe https://theculturetrip.com/asia/malaysia/articles/the-history-of-borneos-headhunters/) . In der Iban-Kultur war die Kopfjagd weit verbreitet. Deshalb nennt man die Iban-Krieger auch Kopfjäger (Headhunter). Die Kopfjagd war bis ca. 1970 verbreitet und war ein Zeichen von Männlichkeit. Ein besonderes Prestige war es, einen Kindskopf mitzubringen, da dies zeigte, dass der Mann es in das Zentrum der Gegner geschafft hatte und dort ein Kind getötet hatte. Das ist für uns einfach unvorstellbar!
Heute ist die Kopfjagd verboten und wird nicht mehr praktiziert. Da die Iban als sehr gastfreundlich gelten, ist eine Übernachtung in einem Langhaus bei den Iban ein einmaliges Erlebnis. Meistens wird Reiswein mit ein paar Spezialitäten serviert und man kann uralten Tänzen beiwohnen.
Unser Besuch bei den Iban
In der Karakoke Bar Tags zuvor, hatten wir die Kontaktdaten von Bruwen erhalten. Bruwen ist in Kapit für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und für den Tourismus zuständig. Wir waren zu 10:00 Uhr bei KFC verabredet. Alles passte und wir besprachen mit Bruwen unsere Wünsche: Wir wollten zu den Iban und den Langhäusern und hatten auch davon gehört, dass man dort ganz gut eine Nacht verbringen kann. Das alles war für Bruwen kein Problem. Er hatte sich spontan für uns Zeit genommen und schon fuhren wir los zum traditionellen Langhaus Rumah Jantok. Mit dem Auto waren es ca 40 Minuten Fahrt von Kapit und ging dann irgendwie ins Nirgendwo:
Hier konnten wir uns den vorderen Teil des Langhauses anschauen. Alle Langhäuser haben einen großen und langen Flur. Dieser dient als eine Art Gemeinschaftsraum. Dahinter sind dann die jeweiligen Familienzimmer angelegt. Im Flur hingen mehrere Totenschädel. Das war schon ziemlich gruselig. Im Langhaus lag auch noch ein Gästebuch, und wie wir sehen konnten, waren dieses Jahr erst 5 Eintragungen vor uns gemacht worden. Leider konnten wir uns den hinteren Teil des Langhauses nicht ansehen, da dieser noch komplett bewohnt war. Ich wollte gerne dahin gehen und fragen, ob ich dort Fotos machen darf, aber Bruwen hat das vehement abgelehnt, er hatte da regelrecht Angst bekommen. Sind vielleicht doch nicht so harmlos, die Iban-Krieger….
Danach ging es zu einem modernen Langhaus, welches aus Stein erbaut war. Nachdem der Preis verhandelt war und wir unsere Geschenke übergeben hatten, durften wir dort übernachten. Die Häuser waren mit Strom und allem Komfort wir Kühlschrank, Flat-Screen-TV, Laptop etc. ausgestattet. Wir hätten einen Tanz buchen können oder uns einmal in traditionelle Kleidung umziehen dürfen (gegen Aufpreis natürlich). Aber wir wollten keine „Zurschaustellung“, sondern gerne wissen, wie das Leben authentisch abläuft. So wurde dann am Abend gegrillt und unser Hausherr (der Chef des Langhauses) hat dann ein paar Flaschen Arak (selbst gebrannter Reisschnaps) serviert. In großer Runde wurde dann gegessen und getrunken. Der Abend war schnell zu Ende und unser Nachtlager war ein Matratzenlager im Wohnzimmer, wo wir zu dritt schliefen.
Alle Bilder Backpacking Borneo Tag 5
Fazit Tag 5 Backpacking Borneo
Auch unser fünfter Tag war spannend und anders als gedacht. Wir hatten uns die Nacht bei den Iban irgendwie anders vorgestellt, jedenfalls dachten wir zuerst, dass wir in einem traditionellen Holz-Langhaus übernachten könnten. So war das ein modernes Steinhaus mit allem drum und dran. Am meisten beeindruckt und bewegt waren wir jedoch von den Totenschädel, die zuhauf im Flur des alten Langhauses hingen. Die waren nämlich alle echt.
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Ich habe eben zum ersten mal von den Iban gelesen und mir stand ein bisschen der Mund offen! Zum Glück gibt es diese „Tradition“ nicht mehr! Den Abend im Langhaus fand ich aber interessant! Ich hätte auch das normale Leben beobachten wollen, kein zur Schau stellen!
Liebe Grüße
Jana
Hallo Jana,
ich hatte vor unserer Reise schon mal was von den Kopfjägern gehört, konnte es aber nicht so recht glauben. Mittlerweile wohnen die meisten Iban aber doch in Steinhäusern und nicht mehr im Urwald in alten Holzhäusern. Trotzdem war das schon ziemlich spannend.
Viele Grüße
Wolfgang
Ich war bisher noch nie in Borneo und bin auch noch nie backpacking unterwegs. Das klingt ja nach einem ziemlichen Abenteuer bei dem du viel erlebt hast. Toll … aber ich bin dann doch lieber eher klassisch unterwegs, wobei ich ein großer Fan von Individualreisen bin.
lg
Verena
Hallo Verena,
ja, das stimmt, die ganze Tour war schon ein ganz spannendes Abenteuer, vor allem, weil wir weit weg der „normalen“ Touristenrouten waren.
Viele Grüße
Wolfgang
Schön, dass es euch begeistert hat. Mich schreckt es ab und ich würde eine solche Reise nicht machen wollen. Echte Menschenschädel kenne ich von meinen anthropologischen Ausgrabungen und es war auch dort immer beklemmend, wenn man sie fand. Sich vorzustellen, dass diese Menschen vorsätzlich getötet wurden und es gar Kinder waren die nun zur Erbauung der Touristen ausgestellt werden macht mich sehr nachdenklich.
Viele Grüße
Annette
Hallo Annette,
bei den Iban gehören die Menschenschädel zur Geschichte des Volkes und haben nix mit Präsentation für Touristen zu tun. Vor uns waren nur 5 Touristen im Langhaus gewesen, was fast 1 Tourist / Monat ist. Dafür ist das Langhaus definitiv zu weit abgeschieden.
Viele Grüße
Wolfgang